Die Touristik erobert heute die öffentlichen Plätze

29 April 2020 4:38pm
Schreiben Caribbean News Digital
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Es ist ein historisches Ereignis: Die Touristik erobert heute die öffentlichen Plätze in vielen deutschen Orten und Städten. Tausende Reiseverkäufer, Busunternehmer und kleine Veranstalter wollen auf ihre wirtschaftliche Notlage aufmerksam machen. Sie fordern staatliche Hilfe.

Den Anfang des Mega-Protests unter dem Motto „Rettet die Reisebüros – Rettet die Reisebranche“ machte Dresden. Dort rollten bereits gegen neun Uhr 50 Busse mit Touristikern bis zum sächsischen Landtag. Parallel demonstrierten 15 Reiseverkäufer mit Protestplakaten durch die Stadt – die Teilnehmerzahl war aufgrund von behördlichen Auflagen begrenzt. Auch in Kiel wurde bereits am Morgen vor dem Landtag demonstriert. Der Domplatz von Magdeburg wurde mit Dutzenden Koffern vollgestellt.

Die Reiseverkäufer sind kreativ. Sie protestieren mit Plakaten auf denen Sprüche wie „2,9 Millionen Arbeitsplätze sind systemrelevant“, „Soforthilfe!“, „Reisebüros – die ersten in der Krise – die letzten aus der Krise“ oder „Touristik ist mehr als TUI und Lufthansa“ zu lesen sind.

Der Medienzuspruch ist in allen Städten riesig. In der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden waren unter anderem der Hessische Rundfunk und RTL vor Ort. Dort protestierte auch der Reisebüro-Inhaber Michael Steyer vom First Reisebüro in Neu-Anspach. Für ihn ist die Demonstration immens wichtig. „An uns Reisebüros denkt keiner in der Krise. Wir haben keine Lobby.“ Er ist stolz auf die Kollegen in ganz Deutschland. „Zum ersten Mal schaffen es Reisebüros, etwas Großes auf die Beine zu stellen.“ Er hofft jetzt auf weitere Hilfe vom Staat. „Denn keiner weiß, ob und wann wir wieder Geld verdienen“, so Steyer gegenüber touristik aktuell.

Auch in einer kleinen Gemeinde in Nordrhein-Westfalen wurde demonstriert: In Schermbeck, einem Ort mit rund 14.000 Einwohnern, fand erstmals eine gemeinsame Aktion aller drei lokaler Reisebüros statt, wie Initiator Frank Herbrechter berichtet. Die Crew des Schermbecker Reisebüros hatte die Demonstration kurzfristig organisiert und innerhalb von nur zwei Tagen alle dafür notwendigen Genehmigungen eingeholt, die örtlichen Reisebüros sowie lokale und regionale Medien mobilisiert, Banner angefertigt und sich durch „einen Berg an behördlichen Auflagen“ gearbeitet, erzählt Herbrechter.

„Weil wir Reisebüros in dieser existenziellen Krise noch immer nicht im Blickfeld der Politik stehen, sondern nur Großveranstalter, Airlines, die Hotellerie und Gastronomie.“ Und als Reisebüro den von der Bundesregierung angepriesenen KfW-Kredit bewilligt zu bekommen, sei „sehr schwer“, schildert Herbrechter seine eigene Erfahrung und die von Kollegen. Deshalb fordert auch er einen „Rettungsschirm für Reisebüros und möglichst schnelle Soforthilfe ohne Rückzahlung“.

Derzeit laufen noch viele Kundgebungen, am Nachmittag finden weitere statt. Demonstrationen der Reisebüros sind unter anderem für folgende Orte angemeldet: Dresden, Dortmund, Düsseldorf, Wiesbaden, Mainz, Frankfurt, Hamburg, Schermbeck, Kiel, Halle, Nürnberg, Hannover, Flughafen Paderborn-Lippstadt, Bad Neuenahr-Ahrweiler, Bremen, Cottbus, Koblenz, Köln, Berlin, Chemnitz, Düren, Erfurt, Friedrichshafen, Kempten, Leverkusen, Ludwigshafen, Magdeburg, Potsdam, Saarbrücken, Schweinfurt, Schwerin, Gießen, Leipzig, Stuttgart, Ulm und Kassel.

Die heutigen Demos werden auch in den sozialen Netzwerken begleitet. Unter Hashtags wie #RettetdieReisebüros oder #WirsindTouristik sind alle Neuigkeiten zu finden.

Arne Hübner, Ute Fiedler und Christofer Knaak

Quelle: touristik aktuell

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