Lufthansa: 18.000 Flüge ohne Passagiere, um Slots nicht zu verlieren
Eine Zeitnische, d. h. das Recht, einen Flughafen anzufliegen, auf dem es mehr Nachfrage als Angebot gibt, kann Millionen von Euro wert sein. Vor der Pandemie zahlte Oman Air bis zu 85 Millionen Euro für einen Flug nach London Heathrow. Das Gleiche gilt für Paris, Frankfurt, Brüssel, Madrid und Schiphol. Die geltenden Rechtsvorschriften sehen auch vor, dass ein Luftfahrtunternehmen die ihm zugewiesenen Zeitnischen verliert, wenn es sie nicht nutzt.
Wegen des Coronavirus gibt es auf vielen Strecken keine Passagiere. Aus diesem Grund hat die Europäische Kommission den Prozentsatz der Flüge, die durchgeführt werden müssen, um die Zeitnischen nicht zu verlieren, gesenkt. Früher gingen die Zeitnischen verloren, wenn weniger als 80 Prozent der Zeitnischen genutzt wurden, jetzt sind sie verloren, wenn sie unter 50 Prozent fallen. Es besteht jedoch nach wie vor eine beträchtliche Diskrepanz zwischen der Passagiernachfrage und den Anforderungen, um keine Zeitnischen zu verlieren. Deshalb hat die Lufthansa-Gruppe (Lufthansa, Swiss, Austrian, Eurowings und Brussels Airlines) 18.000 Flüge ohne Passagiere durchgeführt, um keine Zeitnischen zu verlieren. Allein Brussels Airlines hat 3.000 Flüge auf ihrem Basisflughafen durchgeführt, damit ihnen dieses Recht nicht genommen werden kann.
Der Umweltschützer und belgische Mobilitätsminister Georges Gilkinet hat sich in einem Brief an die für Verkehr zuständige EU-Kommissarin Adina Valean gewandt, um sie auf die Notwendigkeit hinzuweisen, die Rechtsvorschriften zu ändern, um diese Absurdität zu vermeiden, und das ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem die Europäische Union ihre Umweltsensibilität verkündet.
Nach Ansicht des belgischen Ministers ist es aus wirtschaftlicher und ökologischer Sicht unverständlich, dass die Fluggesellschaften verpflichtet werden sollen, die Hälfte der Flüge durchzuführen, auch wenn nicht genügend Passagiere vorhanden sind, um die Flugzeuge zu füllen.
